Seien Sie tapfer, wenn Sie jetzt weiterlesen.
Vielleicht kennen Sie das Gefühl:
Fasssungslose Gelassenheit, nichts überrascht mehr. Doch dann, fliessender Übergang zur Ungläubigkeit, man traut seinen Augen nicht, irgendwie kommen mir diese Sätze bekannt vor, ich gebe zu, es ist lange her...
Da lese ich auf den Seiten eines Bewerbungsratgebers folgende Sätze:
"Das Anschreiben als Begleitbrief für Ihre sämtlichen Bewerbungsunterlagen sollte den Nachweis erbringen, dass Sie (genau Sie ) zu den attraktivsten Bewerbern gehören, Ihre Argumente im Anschreiben müssen sich an den Bedürfnissen des potentiellen Arbeitgebers orientieren"
So so, das Anschreiben soll den Nachweis bringen, (... dass Sie
(genau Sie ) zu den attraktivsten Bewerbern gehören)
Eine kaum zu überbietende Naivität.
Und dann kommt es noch härter:
"Ihre Argumente müssen sich an den Bedürfnissen des potentiellen Arbeitgebers orientieren".
Das gilt vielleicht für die Eierpreise der Marktfrau aber nicht für Ihr Anschreiben!
Glauben Sie tatsächlich, dass ein Personaler oder Firmenchef auf einen so naiven Ansatz hereinfällt.
Nein, er wird seine Entscheidung ganz klar an den Qualifikationen, Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten des Bewerbers orientieren und die Bewerbung dahingehend überprüfen, in welchem Umfang Übereinstimmungen zum Anforderungsprofil der Position gegeben sind.
Jeder Bewerber sollte doch im wesentlichen darüber froh sein, dass seine Bewerbung einer objektiven Beurteilung unterliegt. Aus gutem Grund gibt es Länder, in denen es z. B. unüblich ist, ein Bewerbungsfoto einzusenden. Es geht nicht darum "attraktiv" auszuschauen, der Bewerber muss ein Gewinn für das Unternehmen sein.
Für den Bewerber muss der "Schuss" sitzen, denn er möchte eine Aufgabe, die seinen Fähigkeiten enspricht, die Perspektiven zulässt und die er motiviert tut. Auch er sucht den Erfolg!
Inzwischen schreiben wir das Jahr 2007, wir haben immer noch immer über 3 Millionen Arbeitslose und verfügen über technische Möglickeiten, Bewerbungsprozesse für beide Seiten rational und rationell durchzuführen. Auf Unternehmensseite setzen heute bereits 80 % aller Konzernunternehmen digitale Verfahren ein, um die Recruitingprozesse zu optimieren. Matchingverfahren, die z. B. Unabdingbarkeitskriterien für einen Job definieren und mit so genannten K.O.-Kriterien arbeiten.
Wer also die Hürde bei den Hardfacts nicht überspringt, wird im weiteren Auswahlverfahren -zumindest für den abgeglichenen Job- kaum Erfolg haben.
Soweit zur Wirklichkeit.
Vergessen sie bitte die "gut gemeinten Ratschläge" solcher Bewerbungsratgeber, die in den achtziger Jahren mit ihrer Entwicklung stehengeblieben sind.
Angekommen?
Wir möchten jetzt bitte nicht falsch verstanden werden und dazu auffordern, das Anschreiben gänzlich unter den Tisch fallen zu lassen. Aber mit wenigen Worten treffend zu formulieren, den Kern des Angebots zu treffen, das beindruckt einen Personaler sicherlich mehr als ein (ohnehin im Vorfeld nicht überprüfbares) Sammelsurium persönlicher Eigenschaften, mit denen Sie sich für diesen Job empfehlen möchten.
Manchmal ist weniger eben mehr.
Ihre Tess